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Buchempfehlungen


Reinhold Messners Buch liest sich wie ein Thriller. Er schildert darin seine wichtigsten Gipfeleroberungen. Nie hätte ich gedacht, dass man für die Besteigung schneebedeckter Berge so viele lebendige Beschreibungen finden kann. Jede Tour ist anders, gleichwohl spannend und abwechslungsreich, voller Gefühl – Reinhold holt den Leser mit auf den Berg. Eine kleine Leseprobe: „Hier, in nächster Nähe des Gipfels, stand die Welt zeitlos still. Das Brausen des Windes und das Summen aus dem Innern des Berges bildeten einen Teppich über den Tälern, so groß wie das Meer. Dieses anhaltend wogende Geräusch. Die gleitenden Farben im gezackten Rund am Gipfel zusammen in Schwarz und Weiß. Die Atmosphäre war von Ruhe geprägt, nicht von der lähmenden Ruhe des Todes, sondern von der befreienden Ruhe der Leere, die leicht und sorglos im Raum stand. Alle Geräusche waren wie tiefes Schweigen, jede Bewegung nicht Arbeit und nicht Handlung, nur Sein.“

Bekannt wurde die Autorin Cecelia Ahern mit ihrem Roman „P.S. Ich liebe dich!“, der bereits sehr erfolgreich verfilmt wurde. Nicht ganz so bekannt ist ihr Buch „Frauen, die ihre Stimme erheben“. Aber auch dieses wurde bereits verfilmt und zwar als Serie, was angesichts der Tatsache, dass es sich um dreißig Kurzgeschichten handelt, Sinn macht.

Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, ist es doch charmant, witzig und dabei unheimlich tiefgründig, emotional mitreißend und absolut fantasievoll.

Die Autorin steckt Frauen in vermeintlich alltägliche Situationen und nimmt dabei das jeweilige Geschehen sehr wortwörtlich. So versinkt eine ihrer Figuren im Boden, weil sie sich schämt. Eine andere trägt ihre Gewissensbisse auf der Haut, eine andere sät Zweifel in ihrem Garten, wieder eine andere schlüpft in die Schuhe ihres Mannes usw. Dreißig wunderbare Geschichten, die uns darüber nachdenken lassen, wie wichtig es ist, zu uns selbst zu stehen, auf unseren Körper zu hören, unsere Träume nicht zu vernachlässigen und die richtigen Prioritäten in unserem Leben zu setzen. Das Buch kann ich den weiblichen Leserinnen wärmstens empfehlen – den männlichen Lesern durchaus auch, mit der Bitte, einmal genauer hinzuschauen, welche der Frauen in ihrem Umfeld sich gut in einer von Aherns Geschichten wiederfinden könnte.

King liefert hier eine berührende Geschichte in 6 Teilen ab, die inzwischen auch sehr erfolgreich verfilmt wurde. Tom Hanks spielt darin grandios den Gefängnisaufseher Paul Edgecombe, der zusammen mit seinen Kollegen den Todestrakt im Staatsgefängnis von Cold Mountain betreut.

Namensgebend für the green mile ist der grüne Fußbodenbelag zwischen den Gefängniszellen. Man kann sich vorstellen, dass für die Männer auf dem Weg zum elektrischen Stuhl jeder Schritt wie eine Meile erscheint.

Wir schreiben das Jahr 1932, das als Jahr des John Coffey bezeichnet wird, weil es in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist. King führt uns gemächlich plaudernd in die Szenerie ein, präsentiert uns Paul Edgecombe als kranken, aber sehr korrekten Menschen und liefert uns auch gleich das Gegenstück dazu, den Bösewicht an sich – einen sadistischen jungen Mann, der nur dank seiner Verwandtschaft mit einem hohen Politiker im Todestrakt arbeiten darf.

„Der Wald“ von Werner Kopacka hat einen bleibenden Platz in meinem Bücherregal gefunden, weil es eine sehr hohe Handlungsdichte aufweist und die Handlung selbst äußerst ungewöhnlich ist.

Karl Fürst tötet in Notwehr einen Mann, der zuerst seinen Hund erschoss und dann ihn vernichten wollte. An Hand der Umstände vermutet er, dass er als Mörder gebrandmarkt werden wird und flieht unmittelbar aus der Situation heraus in ein unwegsames Waldgebiet. Der Winter steht vor der Tür und er führt keinerlei Hilfsmittel mit sich, kann keine Vorbereitungen  treffen und hat nur das, was er auf dem Leib trägt bei sich.

„Das fremde Gesicht“ von Mary Higgins Clark, erstmals veröffentlicht 1983, gehört zum Stamminventar in meinem Bücherregal. Die Autorin ist für mich die Altmeisterin der Thriller- und Kriminalliteratur. Bereits 1927 geboren, hat sie ohne entsprechende Ausbildung einen Schreibstil entwickelt, der auch heute noch für Spannung und rasante Handlungsabläufe steht. Ihren kleinen Tick, sehr gern und detailliert die Kleidung ihrer Figuren zu beschreiben, können wir da außer Acht lassen. Mary Higgins Clark war äußerst produktiv. Sie hat mehr als 50 Romane und Erzählungen geschrieben. Manche verzeichnen bereits die 75. Auflage – ihre Fangemeinde ist nach wie vor groß.

„Das fremde Gesicht“ handelt von einer jungen Frau, Meghan Collins, die durch Zufall dem Opfer eines Mordanschlages begegnet, das ihr fast aufs Haar gleicht. Hat ihr kürzlich verschwundener Vater ein Doppelleben geführt und noch andere Kinder, von denen sie nichts weiß? Und hat er möglicherweise etwas mit dem Mord an einer Ärztin zu tun, die an einer Klinik für künstliche Befruchtung arbeitet, über die Meghan gerade recherchiert? Welche Rolle spielt ein geheimer Verehrer und wie ehrlich ist ein alter Freund der Familie?

Die Autorin knüpft die Fäden mit ruhiger Hand, zieht uns immer mehr in die Handlung hinein und strafft das Geschehen dann so gekonnt, bis man es vor lauter Spannung kaum noch aushält.

Ein Schaf-Thriller. Geschrieben von Leonie Swann.

„Garou“ ist ein Buch, das auf seine Art absolut einmalig ist. Die Autorin schreibt aus Sicht von Schafen, denkt, wie ein Schaf und sieht die Welt mit den Augen eines Schafes bzw. einer Schafherde.

Diese versucht, einen Mord und jede Menge Ungereimtheiten aufzuklären und gerät dabei mitunter in gefährliche Situationen, aus denen sie nur mit viel Schläue und jeder Menge Dusel wieder herauskommt.

Leonie Swann schreibt auf so charmante Art mit Wortwitz, Herz und viel Gefühl für schäfisches Denken – einfach herrlich! Ich habe durchweg gegrinst und das Lesen hat unheimlich viel Spaß gemacht.

Das Buch ist natürlich keins von der Sorte, das man mal Zwischendurch so „durchzuutscht“, nee! Hier musst und kannst du nahezu jeden Satz genießen. Lies selbst. Ich habe einen kleinen Ausschnitt abgeschrieben:

Mopple graste einfach weiter, den Kopf tief im Schnee, und versuchte, den Ginsterbusch zu ignorieren.

„Psst!“, zischelte der Ginsterbusch. „Hierher Mopple the Wale!“

Rachel Joyce hat hier eine Geschichte vorgelegt, die ans Herz geht – nicht im romantischen Sinne, sondern im menschlichen.
Harold Frey ist ein unscheinbares Arbeitstier und lebt in einer Ehe, die im Prinzip keine mehr ist. Der Kitt dieser Ehe ist der gemeinsame Sohn, den beide Elternteile schmerzhaft vermissen und dessen permanente Abwesenheit seine Frau ihrem Mann Harold anlastet. Entsprechend kühl ist der Umgang miteinander. Das Dasein der beiden besteht nur noch aus Routine.

Eines Tages erhält Harold den Brief einer ehemaligen Kollegin, die er zwanzig Jahre lang nicht gesehen hat und die nun unheilbar an Krebs erkrankt ist. Harold weiß nicht, was er tun soll und formuliert unbeholfen eine Antwort, die aus wenigen Sätzen besteht. Während er zum Briefkasten läuft, um seine Antwort abzusenden, fallen ihm ein paar Situationen ein, in denen Queenie nett zu ihm war und er hat das Gefühl, er könne den Brief nicht in den erstbesten Briefkasten werfen. Also läuft er weiter bis zum nächsten und bis zum nächsten und bis zum nächsten…